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Vorsorge für Österreicher ist wichtig

Mit Testament, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vorsorgen.

Eine aktuelle Studie der Österreichischen Notariatskammer zeigt, dass die Österreicher dem Thema Vorsorge hohe Aufmerksamkeit widmen. Besonders Frauen sind aufgeschlossen. Dabei steht die Wahrung der persönlichen und finanziellen Unabhängigkeit im Vordergrund. Die Bekanntheit der Vorsorgevollmacht und das Interesse dafür sind deutlich gestiegen.

„Die Österreicher sind sensibler geworden, was ihre persönliche und rechtliche Vorsorge anlangt“, weiß Elisabeth Hagleitner, Notarin in Wien, aus Erfahrung. Grund dafür ist die älter werdende Ge-sellschaft, für die Selbstständigkeit eine hohe Priorität hat. Waren Anfang der 1950er Jahre weniger als 16 Prozent der Österreicher 60 Jahre oder älter, liegt der Anteil der über 60-Jährigen heute schon bei 24 Prozent – mehr als zwei Millionen Bürger – und im Jahr 2030 wird es fast ein Drittel der Bevölkerung sein (Quelle: Statistik Austria). Aber auch in jüngeren Jahren kann Vorsor-ge schlagartig wichtig werden. Laut Kuratorium für Verkehrssicherheit verletzten sich im Jahr 2017 rund 784.000 Menschen bei Unfällen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Knapp drei Viertel verunglückten im eigenen Zuhause, bei Freizeit- oder Sportaktivitä-ten, bei der Arbeit oder in der Schule. Auch unvorhersehbare Erkrankungen können junge Men-schen treffen und sie aus dem gewohnten Leben werden. Notarin Hagleitner: „Rechtliche Vorsorge ist ein wichtiger Beitrag, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein.“

Mit Testament, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vorsorgen

Vorsorgen bedeutet laut ÖNK-Studie für die Mehrheit der Österreicher (52 Prozent) eine Lebensversicherung abzuschließen. Auf Platz zwei mit (überraschenden) 47 Prozent liegt das Sparbuch. Verglichen mit einer Studie aus dem Jahr 2015 ist das ein deutliches Plus. Damals legten „nur“ rund 39 Prozent ihr Geld auf ein oder mehrere Sparbücher. Das im Vergleich zu 2015 deutlich gestiegene Vertrauen in die Wirtschaftslage und in den Arbeitsplatz scheint den Menschen Si-cherheit zu geben und lässt sie sparen. Die private Pensionsvorsorge liegt mit 42 Prozent auf Platz drei. Gefolgt vom Testament, das rund 20 Prozent der Österreicher verfasst haben. Damit liegt das Testament an vierter Stelle im Vorsorge-Ranking der Österreicher. Je älter, desto eher gibt es ein Testament: Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es fast 36 Prozent, bei den 30- bis 39-Jährigen elf Prozent. Acht Prozent haben mit einer Patientenverfügung festgelegt, dass bestimmte medizinische Maßnahmen bei ihnen nicht durchgeführt werden sollen. Vier Prozent der Öster-reicher haben einen Ehe- und Partnerschaftsvertrag errichtet. Ebenso viele besitzen eine Vorsorgevollmacht. Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es sieben Prozent. Die meisten Vorsorgevollmachten gibt es übrigens in Tirol (sieben Prozent der Bevölkerung), die wenigsten in Salzburg (ein Prozent der Bevölkerung). „Sich im Ernstfall persönlich vertreten zu wissen. Darum geht es bei der Vorsorgevollmacht. Sie ist ein gutes Instrument für mehr Selbstbestimmung“, erklärt Notarin Hagleitner.

So sorgen die Österreicher persönlich, finanziell und privat vor. – ÖNK 2018

Die Vorsorgevollmacht: Ein gutes Instrument der Selbstbestimmung

Wenn man körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage sein sollte, selbständig Entscheidungen zu treffen, dominieren folgende Ängste:

• Dinge des Alltags nicht mehr selbständig entscheiden zu können (65 Prozent)

• vom Gericht eine Person, die man nicht kennt, beigestellt zu bekommen, die sich um ihre Geschäfte kümmert (57 Prozent)

• über medizinische Eingriffe nicht mehr selbst bestimmen zu können (56 Prozent)

• eigene Geld- und Bankgeschäfte einmal nicht mehr abwickeln zu können (55 Prozent)

Sorgen der Österreicher im privaten Umfeld. – ÖNK 2018

Fast 53 Prozent der Österreicher haben sich laut Studie denn auch bereits Gedanken über ihre Vorsorge gemacht, für den Fall, dass sie zum Beispiel körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage wären zu handeln oder eigenständig Entscheidungen zutreffen. Ein Plus von vier Prozent-punkten im Vergleich zu 2015. Mit einem Anteil von 56 Prozent beschäftigt das Thema übrigens die 50- bis 59-Jährigen am stärksten. Generell beschäftigt das Thema Frauen (54 Prozent) mehr als Männer (52 Prozent). Notarin Hagleitner dazu: „Die Sorge krank zu werden, kann einem niemand nehmen. Gegen die Sorge, von jemandem vertreten zu werden, dem man nicht traut, kann eine Vorsorgevollmacht helfen.“

Aktuell 122.000 Vorsorgevollmachten verzeichnet

Den Unterschied zwischen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung kennen laut eigenen Angaben mehr als 40 Prozent der Befragten. 21 Prozent derer, die keine Vorsorgevollmacht haben, denken darüber nach, eine solche zu erstellen, bei den 50- bis 69-Jährigen ist es sogar die Hälfte. Fast 28 Prozent interessieren sich für mehr Informationen über die Vorsorgevollmacht. Bei jenen Personen, die sich bereits Gedanken über ihre persönliche Vorsorge gemacht haben, ha-ben fast 74 Prozent Interesse, mehr darüber zu erfahren. Der Anteil jener, die noch nie etwas von einer Vorsorgevollmacht gehört haben, ist hingegen von fast 17 Prozent (2015) auf elf Prozent gesunken.
Der Notar hilft nicht nur eine Vorsorgevollmacht zu verfassen, er kann auch dafür sorgen, dass diese auffindbar ist. Jede Vorsorgevollmacht, die errichtet wird, kann im Österreichischen Zentralen Vertretungsverzeichnis, ÖZVV, registriert werden. Im ÖZVV sind derzeit rund 122.000 Vorsorgevollmachten verzeichnet. (Stand: 1. Oktober 2018)

(1) Online-Studie im Auftrag der ÖNK durchgeführt von marketagent im Juli 2018. Befragt wurden 1.500 webaktive Personen in ganz Österreich zwischen 24 und 69 Jahren. Die Ergebnisse sind repräsentativ und wurden vereinzelt mit einer Vorstudie des Jahres 2015 verglichen. Alle Prozentwerte sind gerundet.